Wien

Katholische Laien unterstützen Protestcamp Lobau

Die Katholische Aktion (KA) der Erzdiözese Wien nimmt an der #LobauBleibt-Aktionswoche gegen die „Stadtautobahn“ Aspern in Wien teil und unterstützt den zivilen Ungehorsam gegen das Projekt.

Anna Kontriner, eine junge Theologin und #LobauBleibt-Sprecherin, schreibt in einem Blog-Beitrag für die Website der KA Wien: „Es geht nicht darum, jetzt einen Apfelbaum zu pflanzen, sondern darum, die Lobau zu retten. Wir dürfen, theologisch gesprochen, hoffen, dass das möglich ist, dass Gott das Seine dazu tun wird, wenn wir das Unsere tun. Aber das Unsere tun, das müssen wir.“

Es mangele nicht an der wissenschaftlichen Grundlage oder an den technischen Möglichkeiten, sondern am politischen Willen, daher solle man aktiv etwas zur Willensbildung beitragen, wird die Theologin in einer Aussendung vom Freitag zitiert.

„Keine zukunftsgerechte Investition“

Die Klimakrise sei eines der wichtigsten gesellschaftlichen Themen unserer Zeit, schreibt die KA. Mit Verweis auf die Forderung von Papst Franziskus nach einer ökologischen Umkehr setzt sich die Organisation „erneut gegen den Bau des Lobautunnels ein und wir sind überzeugt, dass 460 Millionen Euro für 3,2 km der sogenannten ‚Stadtstraße‘ Aspern nicht die richtige zukunftsgerechte Investition darstellt“.

Aktivisten der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien vor einem Banner mit der Aufschrift „Klima Camp in Wien!“
KA Wien/Watz
Aktivisten der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien beim Protestcamp gegen die Stadtstraße Lobau

Diese diene weder dem sozialen Wohnbau noch der Verkehrsentlastung im 22. Bezirk. Papst Franziskus habe 2015 in seiner Enzyklika „Laudato Si“ auf viele Problemfelder des Klimawandels und auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam gemacht. Das Ziel von Politik und Wirtschaft müsse sein, „die Umwelt zu schützen und für die Schwächsten zu sorgen“.

„Ziviler Ungehorsam wichtig“

Die Katholische Aktion ist mit ihren Jugendorganisationen Katholische Jugend und Jungschar sowie mit der Katholischen Hochschuljugend bei „Religions For Future“ aktiv. Die KA erachtet die Aktionen des zivilen Ungehorsams als wichtig. „Wir finden es mutig, dass junge Menschen aufstehen und für ihre Zukunft einstehen“, so die KA.

Ein Zelt mit dem Banner von Religions for Future beim Protestcamp in der Lobau
KA Wien/Watz
„Religions For Future“ beteiligen sich bei „Fridays For Future“

Tausende würden sich gegen die Stadtautobahn und für eine ökologische und sozial gerechte Mobilitätswende einsetzen, wird KA-Wien-Präsident Reinhard Bödenauer zitiert. Die Seestadt, als Stadt der Zukunft, brauche gute öffentliche Verbindungen und eine klimaverträgliche Verkehrs- und Grünflächenplanung, die der Wohngegend angepasst ist. „Wir fordern die Stadtregierung auf, auf die Jungen zu hören und mit einer breiten Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern (z. B. Bürgerräte) die Stadt gemeinsam zu gestalten“, so die KA.

Kritik an Wiener Stadtregierung

Die Stadtregierung habe keine lösungsorientierten Gespräche mit den Protestbewegungen und den #LobauBleibt-Verantwortlichen geführt und keinen Konsens gesucht. Obwohl Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Bau der Lobau-Autobahn im Herbst abgesagt habe, werde von der Stadtregierung an diesem 20 Jahre alten Projekt festgehalten. „Die Wirtschaftslobby scheint derart groß zu sein, dass eine Umplanung des Straßenprojektes nicht angedacht wird.“

Die Aktionswoche begann am 22. Mai – u.a. mit der Einrichtung eines Klimacamps in Hirschstetten. Am Mittwoch besetzten Aktivistinnen und Aktivisten die im Februar geräumte Stadtstraßen-Baustelle „Wüste“ in Wien-Donaustadt erneut. „Wir werden nicht dabei zusehen, wie Profite und Konzerninteressen vor klimagerechte Politik gestellt werden!“, hieß es vorab von den Verantwortlichen der Aktionswoche. Im Zuge eines mehrstündigen Polizeieinsatzes wurde die Baustelle bis zum frühen Mittwochnachmittag geräumt, insgesamt 95 Personen wurden vorläufig festgenommen. Die Aktion fand im Vorfeld des am Samstag stattfindenden Parteitags der SPÖ-Wien statt.