Nach unserem Besuch in der historischen Stadt Elburg am Tag zuvor, wollen wir uns heute die Stadt Hattem ansehen. Auch Hattem gehörte einst zur Hanse und hat eine lange Geschichte hinter sich.

Aber nur mit einem Stadtbummel durch die Altstadt wollen wir uns nicht zufriedengeben. Etwas Abwechslung soll heute schon sein. Schöne Natur und faszinierende Kunst stehen deshalb ebenfalls auf unserem Tagesprogramm.

Hattem

Spaziergang auf dem Landgut

Wir starten mit einem ausgiebigen Waldspaziergang in den Tag. Dafür haben wir uns das Landgut Molecaten am Stadtrand ausgesucht. Sowohl bei den Bewohnern von Hattem als auch bei Gästen, die auf dem Campingplatz dort ihren Urlaub verbringen, ist das Landgut sehr beliebt. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch auf dem Pferderücken kann man hier die Natur genießen.

132 Hektar ist das Landgut Molecaten groß. Ein ehemals herrschaftliches Anwesen, dessen Ursprung im 14. Jahrhundert liegt. Mit „Bauernhof an der Mühle“ könnte man den Namen Molecaten übersetzen. Gewohnt haben die adligen Familien jedoch nicht in einem Bauernhof, sondern in einem stattlichen Herrenhaus.

Das Haus steht noch heute und auch die Mühle entdecken wir nicht weit davon entfernt. Es ist eine von drei Mühlen, erfahren wir von Gerard Libert. Mithilfe von Wasserkraft wurde früher in zweien Korn gemahlen, eine wurde zur Papierherstellung genutzt.

hattem molecaten herrenhausDas Herrenhaus des Landguts Molecaten

hattem, landgut molecaten mühleDas Mühlrad der Papiermühle ist noch vorhanden, angetrieben wird sie aber inzwischen elektrisch

hattem molecaten kornspeicherDer ehemalige Kornspeicher mit einem kunstvoll gemauerten Giebel

Natur-Führung

Gerard begleitet uns heute auf unserem Spaziergang durch den Wald des Landguts und weist uns den Weg. Zwar gibt es auch markierte Wanderrouten, aber mit fachkundiger Begleitung sehen und erfahren wir doch einiges mehr.

Ohne ihn hätten wir vielleicht die imposante Maria-Buche, die schon seit über 400 Jahre hier auf dem Landgut steht, gar nicht entdeckt. Sie wurde damals an dieser Stelle gepflanzt, um die Quelle und den Beginn des Mühlbachs zu markieren, der hier gegraben wurde.  

Noch viele weitere alte Buchen säumen unseren Weg. Einige davon sind mit zahlreichen Zunderschwämmen bewachsen, die dem Baum auf Dauer zwar nicht gut tun, aber auch wieder ein eigenes Naturphänomen sind. Der Pilz ist nicht nur eine ergiebige Nahrungsquelle für viele Insektenarten, getrocknet wurde er früher zum Feueranzünden genutzt und sogar zu medizinischen Zwecken eingesetzt.

Auf ganz etwas anderes macht uns Gerard am Ende unseres Spaziergangs aufmerksam. Die Erhebungen im Gelände scheinen nur auf den ersten Blick natürlich. Schaut man genauer hin, sind sie doch zu regelmäßig. Wir stehen nämlich an einer Schanze. Natürlich keine Ski-Schanze, sondern eine historische Festungsanlage aus Gräben und aufgeschütteten Erdwällen.

Die Spanier hatten sich hier verschanzt, während sie die Stadt Hattem im Jahr 1629 belagerten. Eingenommen haben sie die Stadt damals übrigens nicht. Hattem war eine gut gesicherte Festungsstadt und die Einwohner waren nicht gewillt aufzugeben.

Teile der Stadt-Befestigung sind erhalten geblieben. Aber bevor wir uns diese genauer anschauen, statten wir der Herberg Molecaten noch einen Besuch ab. Frische Luft macht bekanntlich hungrig. Und in der Herberge ist es nicht nur gemütlich warm, das Essen schmeckt dazu noch sehr lecker.

hattem molecaten mariabucheWas die Maria Buche in den letzten 400 Jahren wohl alles gesehen hat?!

hattem molecaten wanderwegHolzschuhe sind auf den unbefestigten Klompenpaden keine Pflicht, gutes Schuhwerk aber empfehlenswert

hattem molecaten führungGerard kann uns einiges über den Zunderschwamm erzählen

hattem molecaten spaanse gravenDie Spaanse Graven sind keine Gräber sondern Gräben, die die Spanier vor beinahe 400 Jahren gegraben haben

hattem molecaten herberge lunchHeiße Suppe und ein feiner Salat mit Gambas zu Mittag

Altstadt-Bummel

Doch dann geht es ins Zentrum der Stadt. Auf dem Weg vom Parkplatz am Jachthafen bis in die Altstadt kommt die historische Festung dann auch bereits ins Bild. Tore hat das imposante Dijkpoort heute zwar nicht mehr, aber dennoch muss man durch das ehemalige Stadttor hindurch, um ins Zentrum zu gelangen.

Das Stadttor stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert. Der obere Teil mit den Türmchen ist jedoch noch relativ neu. Dieser wurde erst 1908 vom Architekten Pierre Cuypers angefügt, der auch den Bahnhof und das Rijksmuseum in Amsterdam gebaut hat.

Nur eines der ursprünglich vier Stadttore ist erhalten geblieben.  Aber sowohl an Resten der Stadtmauer als auch an einem Festungsturm kommen wir während unseres Stadt-Spaziergangs noch vorbei. Auch sonst gibt es viele historische Gebäude zu bewundern. Die Liste der Bauwerke, die unter Denkmalschutz stehen, ist in Hattem sehr lang.

Schlendernd durch die Straßen und Gassen entdecken wir kunstvoll gemauerte Fassaden sowie die typischen Treppen- und Glockengiebel. Die große Andreaskirche am Marktplatz kommt immer wieder in Sicht und auch die Mühle De Fortuin ist kaum zu übersehen. Sie überragt die meisten Gebäude der Stadt.

hattem dijkpoortDurch das imposante Dijkpoort geht es in die Altstadt von Hattem

hattem mühleEs wird wieder Korn gemahlen in der Mühle und samstags kann man dort auch einkaufen

Fundstücke

Auf einem Platz entlang der Stadtmauer treffen wir auf die Nachbildung eines Käfigs, in dem man im 16. Jahrhundert den ein oder anderen Gefangenen einsperrte, um diesen dann in großer Höhe aufzuhängen. In einem kleinen Park ganz in der Nähe geht es etwas friedlicher zu. Ein kleiner künstlicher Wasserfall plätschert in einen Teich, wo ein aus Stein gehauenes Froschkonzert stattfindet.

Auch eine kleine Einkaufsstraße gibt es in der Altstadt. Besondere kleine Läden finden wir außerdem in den kleinen Gassen ringsum. Wer Schokolade und Pralinen liebt, darf natürlich das Bonbon Atelier A3 nicht verpassen, das sein Schaufenster schon ganz im Sinne von Sinterklaas dekoriert hat.

Süß geht es auch im Bäckerei-Museum zu, indem man in der 150 Jahre alten Bäckerei einiges zur Geschichte von Brot und Backwerken erfährt und auch erleben kann. Wir gehen jedoch nur an den historischen Häusern des Museums vorbei. Wir wollen uns heute ein anderes Museum anschauen.

hattem käfigEine Bank und ein Eimer waren die gesamte Ausstattung des "Käfigs"

hattem froschkonzertWas wohl gerade gespielt und gesungen wird?

hattem shopsUnd immer wieder kleine hübsche Läden mit einem besonderen Angebot

hattem bäckereimuseumDie Gebäude links und rechts gehören zum Bäckereimuseum

hattem daendelshuisUnd auch das historische Daendelshuis gehört seit einiger Zeit dazu

Nostalgische Kunst

Uns zieht es ins Anton Pieck Museum, das ganz den Werken und dem Leben des in den Niederlanden so bekannten Künstlers gewidmet ist. Vor allem die romantisch nostalgischen Zeichnungen, die so manche Postkarte und Kalender zieren, kennen die allermeisten Niederländer. Für Liebhaber des Freizeitparks Efteling ist Anton Pieck natürlich ebenfalls ein Begriff. Er war nicht nur der Gestalter des dortigen Märchenwalds, der gesamte Park wurde eigentlich von ihm geprägt.

Auch das Anton Pieck Museum selbst trägt an mancher Stelle seine Handschrift. Obwohl er bei der Eröffnung 1984 schon beinahe 90 Jahre alt war, wirkte er an der Gestaltung noch mit. Sehr fleißig und zielstrebig arbeitete er ohnehin sein Leben lang. Mehr als zehntausend Zeichnungen, Illustrationen, Grafiken, Radierungen und Gemälde umfassen sein Lebenswerk.

Zahlreiche Originale sind im Museum ausgestellt. Kleine Illustrationen in Bücher, wie in der niederländischen Übersetzung von Grimms Märchen sowie große Zeichnungen in Farbe oder Schwarz-Weiß. Faszinierend zu sehen, wie detailliert und auch historisch korrekt seine Arbeiten sind. Die Freude und Lust am Zeichnen sprudelt regelrecht aus seinen Werken.

Diese Lust in Kindern und auch Erwachsenen zu wecken, ist Ziel des Ateliers unterm Dach des Museums. Hier kann man selbst sein Zeichentalent ausleben oder mithilfe vorgedruckter Anleitungen der beliebten Kinderbuch-Illustratorin Loes Riphagen neu entdecken. Die Plätze im Zeichen-Workshop, den sie einige Male im Jahr im Museum gibt, sind dann auch heiß begehrt.

hattem anton pieck museumDer Eingang zum Museum im Anton Pieck Flair

hattem pieckmuseumDie große Zeichnung zeigt ein Stück historisches Frankfurt

hattem pieckmuseum arbeitszimmerSowohl die Druckpresse als auch das Arbeitszimmer von Anton Pieck kamen nach seinem Tod ins Museum

Übernachtung im Loft

Es ist schon später Nachmittag, als wir das Museum verlassen. Es wird Zeit unser Gepäck zu holen und uns auf den Weg zu unserem Hotel zu machen. Was wir jetzt noch nicht wissen, auch im Hotel finden wir kleine, aber feine Illustrationen von Anton Piek im Zimmer.

Nur drei Zimmer und zwei Loft-Suites gibt es im ziemlich neuen Aparthotel. Stilvoll und modern wurde das historische Gebäude renoviert und eingerichtet. Eine Rezeption gibt es im Hotel nicht, Zutritt erhält man mithilfe einer App. Was sich erst kompliziert anhört, ist dann jedoch kinderleicht. Und ist man mal im Zimmer, liegt auch ein ganz traditioneller Schlüssel bereit.

Unsere Loft-Suite unterm Dach gefällt mir auf Anhieb. Geräumig ist es und schick möbliert. Eine Küchenzeile gehört ebenso dazu wie eine tolle Regendusche. Selbst an Bademäntel und Schlappen wurde gedacht.

Und da wäre noch die schöne und große Badewanne für zwei, die im Zimmer steht. Im Kühlschrank entdecken wir dann auch noch eine Flasche gut gekühlten Prosecco. Unser Abendprogramm steht!

hattem aparthotelDas frisch renovierte Aparthotel in der Altstadt von Hattem

hattem aparthotel loftInnen eine moderne Einrichtung in historischem Gemäuer

hattem aparthotel badewanneEntspannter Ausklang eines ereignisreichen Tages

 

Reiseinfos Hattem

Hattem ist eine Stadt in der Provinz Gelderland in der Nähe von Zwolle.

Wenn man mit dem Auto anreist, kann man kostenlos auf einem der beiden Parkplätze am Rand der Altstadt parken.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Hattem ebenfalls gut erreichbar. Mit dem Zug geht es dafür nach Apeldoorn oder Zwolle und dann mit dem Bus nach Hattem.

Informationen zu Hattem findet ihr auf den Websites von Das andere Holland und Visit Hattem.

Eine Natur-Führung auf dem Landgut Molecaten oder auch eine Stadtführung könnt ihr ebenfalls über die Website buchen.

 

Herberg Molecaten

Molecaten 7, Hattem

Das Restaurant ist täglich außer Montag von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Es gibt einen kostenlosen Parkplatz, der auch ein prima Ausgangspunkt für eine Wanderung über das Landgut Molecaten ist.

 

Anton Piek Museum

Noordwal 31, Hattem

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 10 – 17 Uhr, am Sonntag 13 – 17 Uhr

Eintritt: Erwachsene € 9,50, Kinder (4 -12  Jahre) € 3,50. Rabatt für Senioren und Familien. Mit einer Museumkaart ist der Eintritt gratis.

 

Aparthotel Hattem

Ridderstraat 1a, Hattem

Schicke und saubere Zimmer und Lofts. Alle sind kleine Appartements mit eigener Küche.

Frische Brötchen fürs Frühstück gibt es zwei Häuser weiter bei Everyday bread & Coffee. Ihr könnt es aber auch so machen wie wir und gleich dort frühstücken.

hattem frühstückLeckeres Frühstück am Morgen danach bei Everyday bread & Coffee 

Hinweis: Hattem besuchten wir mit Unterstützung von Das andere Holland.

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